Noch eine lange Wegstrecke

15.02.2002 20:42
Die Internetnutzung der Ärzte bleibt ein Sorgenkind. Betrachtet man die relevanten LA-MED-Werte ergibt sich auf den ersten Blick noch ein erfreuliches Bild. Die Nutzerzahlen wachsen, der noch im letzten Jahr bei weit über 50 % liegende Anteil der Niemals-Nutzer sank auf 42 % - gegen diesen Trend lässt sich nicht wettern. Von Martin Giesel
Die wahre Qualität der Werte offenbart sich, wenn man absolute Steigerungen misst. Denn hier wird deutlich, dass eben jene kaum mehr als marginal ausfallen. Wie oft Ärzte Fachinformationen im Internet nutzen, verkommt zur Frage für Mediaplaner, die gern leiden: 14,2 % sagen „mehrmals pro Woche“ - und das ist schon der höchste Wert (abgesehen von 45,1 % „nie“-Sagern). Ansonsten eher seltener, manchmal noch seltener, und das mit Steigerungsraten, die auf solch niedrigen Niveaus dann doch als verschwindend gering zu werten sind. Das Internet wird bei den Ärzten der API-Studie am stärksten „überwiegend für berufsrelevante Themen“ genutzt. 33,9 % geben hier den Betreibern von Fachportalen Hoffnung. Zusammen mit den 20,3 %, die das Netz „überwiegend zu privaten/per-sönlichen The-men“ befragen und knapp 4 %, die keine Angaben machen, darf man fast 60 % der Mediziner im Internet vermuten - für 3,8 Stunden im Monat. Und hier kommt man dann endlich bei der entscheidenden Größe an, der durchschnittlichen Nutzungsdauer. Nicht einmal so sehr, weil sie im Vergleich zum Vorjahr um 48 Minuten gesunken ist. Das eigentlich Tragische ist vielmehr, dass hier die ganze Wegstrecke deutlich wird, die noch vor dem Duo Arzt/Internet liegt. Deutlich vor allem dann, wenn man vergleichsweise einmal betrachtet, wie die Online-Nutzung der übrigen Bevölkerung ist: Die LAC 2001 (Leser-Analyse Computerzeitschriften) weist für die außerordentlich und sehr IT-interessierte Gesamtbevölkerung und für IT-Entscheider aus, dass 22 bzw. 23 % wöchentlich 2 bis 5 Stunden im Internet verbringen - wohlgemerkt zur beruflichen Nutzung. Diesen Wert kann die Ärzteschaft momentan nicht ansatzweise liefern; selbst monatlich werden für einen Zeitraum von 1 bis 3 Stunden Internet gerade einmal nur 21,2 % ermittelt.

Computermagazine für den Arzt

Nun lässt sich trefflich spekulieren, woran das liegt und sicher werden auch Portal-Betreiber über neue Services, umfangreichere Datenbanken oder ähnliches nachdenken. Vielleicht hat es aber auch den anderen Effekt und die LA-MED weist in den nächsten Jahren Computermagazine für den Arzt aus. Wenigstens eins davon hätte der Markt nach diesen Zahlen verdient.