"Den Trend verschlafen"

07.05.2015 18:13
"Über 84 Prozent der Apotheker wünschen sich mehr Unterstützung durch die Pharmaindustrie bei der Verbesserung der Therapietreue." Dies ist eine der Kernthesen von Hanno Wolfram, die er kürzlich bei einem Treffen von Pharma-Vertriebschefs in Berlin vertrat.

Bei einem Treffen von Pharma-Vertriebschefs im April 2015 in Berlin referierte der Pharmaexperte Hanno Wolfram zum Thema Patienten-Compliance und Engagement der Pharmaindustrie. Die größten Hindernisse auf dem Weg zur Lösung des Problems stellen seiner Ansicht nach alte und nicht mehr zeitgemäße Strukturen innerhalb der Pharmaunternehmen dar. Seit Jahrzehnten seien das Marketing und vor allem die Vertriebslinien nach internen Kriterien in Arzt und Apotheke getrennt.

Die eine Linie informiere Ärzte über verschreibungspflichtige Produkte, die andere versuche, dem Apotheker mit frei verkäuflichen Arzneimitteln die Regale zu füllen. Damit seien antiquierte Vertriebsstrukturen ein tiefsitzender Grund für unnötige Kosten des Gesundheitswesens. Jeder Patient, der seine Therapie nicht umsetze, habe das Gesundheitssystem nur Zeit und Geld gekostet und werde keinen Nutzen von Arztbesuch, Labor und anderen erbrachten Leistungen haben. "Natürlich wird damit auch ein Arzneimittel versagen müssen. Es wird die versprochene Wirkung nicht entfalten können", so Wolfram.

Auch internationale Untersuchungen belegten immer wieder, dass Apotheker bei der Sicherung der Adhärenz eine zentrale Rolle spielen. Der Besuch einer Apotheke sei der niederschwelligste, einfachste und komfortabelste Weg in das Gesundheitswesen. Kein Termin, kein langes Warten und die Möglichkeit „eben mal schnell“ fragen zu können. Hinzukomme, dass der Hausapotheker der Einzige ist, der seinen Kunden umfassend kennt und um die Einnahme verschiedener Medikamente (OTC oder Rx), sogar die Verordnungen unterschiedlicher Ärzte, Bescheid weiß.

Dass Apotheker die Adhärenz ganz erheblich verbessern können, sei bereits vor 10 Jahren wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. "Leider erfahren die Apotheker von dem Bereich der verordnungspflichtigen Medikamente in der Pharmaindustrie immer noch viel zu wenig Unterstützung", sagte Wolfram. Die Apotheke gehöre einer anderen Business Unit und sei damit nicht auf dem Radar des Rx-Bereiches. Warum die jahrzehntealte Trennung von Arzt und Apotheker in der Pharmaindustrie im 21. Jahrhundert immer noch existiere, sei nur zu vermuten. "Jedenfalls geht sie am Bedarf von Patienten und den meisten anderen Beteiligten völlig vorbei", lautet das Fazit des Experten.

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