Wechselwirkungen: „Heißes Eisen“ in der Offizin
Bei dem Interaktionsregister handelt es sich um eine Dokumentations-Erweiterung des klassischen Interaktions-Checks. Interventionen von Seiten der Apotheke zur Vermeidung von Kontrainteraktionen bei Arzneimitteln, z. B. durch die Beratung des Patienten in der Offizin oder durch Rücksprachen mit den verantwortlichen Ärzten, werden mittels weniger Mouse-Clicks zeitökonomisch in der Apotheken-EDV festgehalten. Auf diese Weise kann die Beratungsleistung der teilnehmenden Apotheken über längere Zeiträume dokumentiert und sichtbar gemacht werden. Als Grundlage wurden hierfür Qualitätsstandards entwickelt, die nach der Identifizierung indikationsspezifischer Handlungspfade in patientenindividuelle Betreuungskonzepte einfließen.
Laut Dr. Schwalbe ist das Interaktions-Register ein wichtiges Element der Qualitätssicherung in der Apothekenberatung: „So können wir an der Universität Bonn messen, was jede einzelne Apotheke konkret zur Arzneimitteltherapiesicherheit beiträgt. Dies könnte auch unter einer novellierten Apothekenbetriebsordnung mit Beratungspflicht wichtig sein.“
Die professionelle Dokumentation der Beratungsleistungen im Bereich Interaktionsmanagement dient insbesondere dem Wohle des Patienten. Dieser erfährt zunächst eine erhöhte Arzneimitteltherapiesicherheit, da in seiner Apotheke ein qualitätsgesichertes Interaktionsmanagement stattfindet. „Im ethischen Sinne kommt der Apotheker seiner Funktion als Heilberufler nach, der seine Beratungsqualität an Standards orientiert und verbessern möchte. Von der prozessualen Seite kann der Apotheker durch die kurze Dokumentation im Interaktionsregister bei darauf folgenden Patientenkontakten zeiteffizienter arbeiten, indem er weiß, wie der Wissensstand des Patienten ist. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht muss sich die Dienstleistung lohnen. Erfreulicherweise können wir seit einiger Zeit im Gesundheitsmarkt ein steigendes Interesse an der Umsetzung und Honorierung qualitativer Zusatzleistungen beobachten, so dass wir hier auch für unser Projekt Potenzial sehen“, so Dr. Simons.
Das Interaktions-Register steht nach Pilotierung und gezielter Optimierung nun unmittelbar vor einer Ausweitung auf weitere LINDA-Apotheken. Für die Einführung des Systems bei interessierten Apotheken werden spezielle Inhouse-Schulungen, begleitet von den Experten der Universität Bonn, vor Ort angeboten. Deutschlandweit wurden bereits erste Termine für Oktober und November vereinbart. Darüber hinaus wird es ein onlinebasiertes „Video-Cast“ im MVDA/LINDA-Schulungsportal zum Interaktions-Register geben, in dem Funktionsweise, Einsatz im Beratungsgespräch und Nutzen des Systems erläutert werden. Ergänzt durch eine pharmazeutische Themenschulung „Interaktionen“ werden alle teilnehmenden LINDA Apotheken professionell und vollumfänglich unterstützt. Das Angebot ist für LINDA Apotheken kostenlos.
Informationsseminar auf der Expopharm
Um allen interessierten Besuchern der diesjährigen Expopharm einen direkten Einblick in das System zu geben, laden die Initiatoren des Projekts am 07. und 08. Oktober zu kostenlosen, ca. einstündigen Informationsseminaren ein, in denen konkret mit dem Interaktions-Register auf einer Apothekenkasse gearbeitet wird. Schwerpunkt der Veranstaltungen ist das praxisnahe Management von häufigen und relevanten Interaktionen zwischen verschreibungspflichtigen und apothekenpflichtigen Arzneimitteln, z. B. die Interaktion zwischen Omeprazol und Clopidogrel. „Diese Art von Interaktionen fällt eigentlich nur in den öffentlichen Apotheken auf. Meist wissen weder der behandelnde Arzt, noch eine Krankenkasse viel über die OTC-Gewohnheiten ihrer Patienten“, erklärt Dr. Sven Simons, Inhaber der Apotheke am Stadttor in Neuenrade, LINDA-Mitglied und zentraler Koordinator der Zusammenarbeit von LINDA AG mit der Universität Bonn.