Für Hersteller und Pharmafirmen eröffneten solche Anwendungen vielversprechende Möglichkeiten, sich mit neuen Produkten im Markt zu positionieren. Die Realität hat allerdings gezeigt, dass man sich zunächst mit erheblichen Herausforderungen, insbesondere im Bereich des Marketings gegenüber Ärztinnen und Ärzten, auseinandersetzen muss.

■ Unwissenheit und Skepsis

Woran liegt das? Eines der größten Probleme der DiGA ist, dass diese schlichtweg zu wenig bekannt sind. Laut dem letzten DiGA-Report der Techniker Krankenkasse und der Universität Bielefeld hatten im Jahr 2021 lediglich vier Prozent aller Ärztinnen und Ärzte Rezepte für die Apps ausgestellt. Die Zahlen dürften in der Zwischenzeit gestiegen sein, doch das Grundproblem bleibt: Ärztinnen und Ärzte zeigen sich zögerlich bei der Verschreibung. Der Grund ist relativ simpel, denn viele Ärztinnen und Ärzte sind nicht ausreichend über existierende DiGA informiert. In einer Zeit, in der der medizinische Fortschritt rasant voranschreitet, fällt es vielen Gesundheitsdienstleistern schwer, den Überblick über die Vielzahl digitaler Anwendungen zu behalten. Zudem besteht eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Technologien, insbesondere wenn es um die Integration in bestehende Therapiekonzepte geht.

Hersteller sind dadurch genötigt, sich Gedanken zu machen und die geeigneten Kommunikationskanäle auszumachen, um für ihre DiGA zu werben. Die Firma QuickBird Medical entwickelt Medical Software und Health Apps für Medizintechnik-Unternehmen, Pharma-Unternehmen und Kliniken. „Für die meisten DiGA-Indikationen ist die effektivste Methode der Direktvertrieb mit einem Außendienst. Der Großteil der Ärztinnen und Ärzte weiß entweder noch nichts von DiGA oder hat davon gehört, aber verschreibt DiGA aktuell noch nicht aktiv“, berichtet Malte Bucksch, Geschäftsführer von QuickBird Medical. Seiner Erfahrung nach kann zwar über klassische Online- oder Offline-Werbung mehr Aufmerksamkeit für das Konzept DiGA erreicht werden, dies wird jedoch nicht dazu führen, dass sie auch mehr verschrieben werden.

■ Der persönliche Kontakt zählt

Daher plädiert Bucksch dafür, sich am Vertrieb von Medikamenten zu orientieren und auf einen spezialisierten Außendienst zu setzen, der in den persönlichen Kontakt mit der Zielgruppe geht – und hier kommen Pharmaunternehmen ins Spiel. Viele DiGA-Hersteller kooperieren mit Pharmafirmen bei der Entwicklung von digitalen Anwendungen. 

In der späteren Vermarktung kommt diesen daher eine wichtige Rolle zu, denn sie können Synergie-Effekte nutzen und die DiGA neben den eigenen Produkten bei den Ärztinnen und Ärzten vorstellen.
Wenn es darum geht, welche Informationen an die Zielgruppe gebracht werden sollten, betont Bucksch, dass nicht nur darüber informiert werden sollte, was die einzelne DiGA kann, sondern auch, dass die Apps einen echten Mehrwert haben. „Der Ärztin oder dem Arzt sollte auch nahegebracht werden, dass DiGA keine Spielzeuge sind, sondern durch randomisierte kontrollierte Studien die Evidenz – wie ein Medikament – nachweisen müssen.“