Die Ärzteschaft und pharmazeutische Unternehmen stehen durch Vertreterbesuche in regelmäßigem Kontakt. Nach Angaben des „Deutschen Ärzteblatts“ besuchen jährlich rund 15.000 Pharmavertreter etwa 20 Millionen Mal deutsche Praxen und Krankenhäuser. Dabei ist der Außendienst nicht immer gerne gesehen. So mancher Arzt oder manche Ärztin ist ihm gegenüber eher kritisch eingestellt. Eine Untersuchung des „Deutschen Ärzteblatts“ unter je 100 Fachärztinnen und -ärzten für Neurologie/Psychiatrie, Allgemeinmedizin und Kardiologie zeigte bereits 2010, dass 76 Prozent der Befragten davon ausgeht, dass die Außendienstmitarbeitenden die besuchten Medizinfachkräfte immer oder häufig beeinflussen wollen. 

■ Transparenz schaffen und Interessenkonflikte vermeiden

Dabei sind beide Seiten aufeinander angewiesen, denn es sind die Pharmafirmen, die Expertenwissen über neue Medikamente besitzen und dieses zum Wohle der Patientinnen und Patienten teilen sollen. Das trifft besonders zu, wenn es um die Diagnose und Therapie von seltenen Erkrankungen geht. Pharmafirmen, die in diesem Bereich tätig sind, haben oft spezialisierte, multiprofessionelle Teams. Sie investieren beträchtliche Mittel in die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente und Therapien. Diese Expertise und Ressourcen können Ärztinnen und Ärzten helfen, mehr über die neuesten Entwicklungen, Forschungen und Behandlungsmöglichkeiten für seltene Erkrankungen zu erfahren.

Zudem führen Pharmaunternehmen klinische Studien durch, um die Wirksamkeit neuer Medikamente zu prüfen. Medizinische Fachkräfte können in diese Studien eingebunden werden, indem sie von den Krankheiten betroffene Personen für die Teilnahme vorschlagen oder selbst als Prüfärztinnen und -ärzte agieren. Die Unternehmen stellen somit Informationen zu Studiendesigns, Inklusionskriterien und Ergebnissen bereit und erhalten im Idealfall wertvolle Rückmeldungen von teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten. Schließlich bieten Pharmakonzerne oft Fortbildungen und Schulungen an, um über neue Entwicklungen in der Medizin zu informieren. 

Bei der Gestaltung der Kommunikation ist besonders wichtig, dass diese transparent gestaltet ist und auf mögliche Interessenkonflikte geachtet wird. In den letzten Jahren ist dahingehend ein stärkeres Bewusstsein gewachsen. Daher gibt es verstärkte Bemühungen, Richtlinien festzulegen, um ethische Standards in der Interaktion zwischen Healthcare Professionals und Pharmaunternehmen sicherzustellen.