Anlässlich der Eröffnung erinnern die Verwaltungsratsvorsitzenden an den 90. Jahrestag des „Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs“ und die daraus folgende Abschaffung der Selbstverwaltung im Nationalsozialismus. Uwe Schomburg und Susanne Wiedemeyer betonen die Bedeutung der Demokratie und der im Grundgesetz verankerten Rechte. Die Ausstellung ist ab 7. Februar im AOK-Kundencenter in der Lüneburger Str. 4 während der Öffnungszeiten zu besichtigen.
Der Plot: Karl Hopfer ist Fabrikarbeiter. Mit ihm beginnt die Graphic Novel. Als er 1884 an Typhus erkrankt, fehlt ihm das Einkommen, um seine Familie zu ernähren. Denn: Seine Fabrik hat sich noch keiner Krankenkasse angeschlossen. Karl Hopfer hat Glück im Unglück: Seine Kollegen sammeln Geld und helfen ihm so über die schweren Zeiten hinweg.
Zu dieser Zeit existieren zwar erste Krankenversicherungen in Deutschland, aber nicht für alle. Das soll sich mit der neuen Sozialgesetzgebung ändern. Das Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter wird 1883 verabschiedet und tritt im Dezember 1884 endgültig in Kraft.
Von da an erzählen weitere Kapitel der Graphic Novel die Geschichte der Sozialversicherung bis heute - in kurzen Episoden zum Beispiel aus dem Leben eines Hausmädchens, eines Reporters, einer NS-Zwangsarbeiterin und von Geflüchteten.
Die Zeichnungen stammen aus der Feder des Berliner Künstlers Nino Bulling. Der Blick richtet sich auf historische Wegmarken und zeigt beispielhaft Menschen, die diesen Weg entscheidend geprägt haben. Die Graphic Novel ist zuerst als Buch erschienen und ist nun auch in Form einer Wanderausstellung zu erleben. Ab 7. Februar ist sie bis Ende Februar im AOK-Kundencenter Magdeburg in der Lüneburger Straße 4 zu besichtigen.
Die gesetzliche Krankenversicherung: hohes Gut des Sozialstaats
Mit der verpflichtenden Einführung der Krankenversicherung 1883 wurden viele, heute noch geltende Grundsätze initiiert: Ein lückenloser Versicherungszwang, die Teilung der Beitragslast zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie Kranken- oder Sterbegeld und die Selbstverwaltung. „In der Rückschau wird deutlich, was AOK & Co. in 140 Jahren für die Menschen geleistet haben. Die gesetzliche Kranken- und Pflegekassen sorgen dafür, dass unser Gesundheitssystem auf festem Grund steht. Bei allen Höhen und Tiefen in 140 Jahren ist die Geschichte der selbstverwalteten GKV eine echte Erfolgsstory“, ist Uwe Schomburg, Vorsitzender des AOK-Verwaltungsrats und Vertreter der Arbeitgeberseite, überzeugt.
„Auch in Zukunft werden wir vor großen Herausforderungen stehen. Reformen der Krankenhauslandschaft und der Sozialen Pflegeversicherung sind überfällig, um das System der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zukunftsfest zu gestalten und die Versorgung zu verbessern”, erklärt Susanne Wiedemeyer, alternierende Vorsitzende des AOK-Verwaltungsrats und Vertreterin der Arbeitnehmerseite.
Für eine demokratische und solidarische Gesellschaft
Im Jahr 1933 kamen in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht. In der Folge beschloss der Reichstag am 30. Januar 1934, also vor genau 90 Jahren, das „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“. An die daraus folgende Gleichschaltung der Krankenkassen und die Abschaffung der Selbstverwaltung in der NS-Zeit will die Graphic Novel mit dem Kapitel „Paul Nürnberger – Der Beamte“ erinnern.
An diesen Jahrestag erinnernd und mit Blick auf die Zukunft unserer Gesellschaft sagt Uwe Schomburg: „Es ist weiterhin unsere Aufgabe, allen Versicherten eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen, unabhängig von Herkunft und Hintergrund. Eine Gleichschaltung wie 1934 darf es niemals wieder geben. In unserem heutigen Gesundheitswesen leisten Menschen vieler Nationen einen wichtigen Beitrag. In medizinischer und pflegerischer Versorgung, in Forschung und Lehre. Sie sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft – und sollen es bleiben.“
„Als Körperschaft des öffentlichen Rechts haben wir in der AOK Sachsen-Anhalt die Werte und Rechte unseres Grundgesetzes zutiefst verinnerlicht. Dass niemand beispielsweise seiner Abstammung, seiner Heimat und Herkunft oder seines Glaubens wegen benachteiligt oder gar diskriminiert werden darf, ist für uns selbstverständlich“, fügt Susanne Wiedemeyer hinzu.
Besichtigung der Ausstellung
Der Besuch der Ausstellung „140 Jahre AOK – Eine Geschichte der Menschheit“ ist kostenlos. Während der Öffnungszeiten des AOK-Kundencenters in der Lüneburger Straße 4 in Magdeburg steht sie allen Interessierten barrierefrei offen