Die darin ebenfalls befragten Konsument:innen in Deutschland, Großbritannien und den USA geben an, dass insbesondere Prävention für sie immer wichtiger wird. Schon heute investieren Verbraucher:innen in den drei befragten Kernmärkten im Median 210 Euro pro Monat in ihre Gesundheit (Deutschland: 225 Euro; Großbritannien: 205 Euro; USA: 307 Euro). Neben gesunder Ernährung und Sport sind für 73% Gesundheitstracker sowie für 66% Genanalysen relevante Maßnahmen für ihre gesundheitliche Vorsorge. Das Marktpotenzial für präventionsorientierte Gesundheitsangebote in Europa und den USA schätzt die Studie in einem etablierten LIFEcare-Ökosystem auf rund 605 Mrd. Euro jährlich. Etwa die Hälfte davon entfällt mit 315 Mrd. Euro auf die USA. Auch Deutschland (46 Mrd. Euro) und Großbritannien (54 Mrd. Euro) zählen zu den größten Einzelmärkten; für den restlichen europäischen Markt wird ein Volumen von 188 Mrd. Euro erwartet.

Gesundheitsversorgung steuert auf Disruption zu

Die befragten Führungskräfte identifizieren die größten Wertschöpfungspotenziale im LIFEcare-Ökosystem in digitalen Technologien und der intelligenten Nutzung von Gesundheitsdaten. Wearables, KI-gestützte Diagnostik und datenbasierte Plattformen ermöglichen zunehmend personalisierte Diagnosen und maßgeschneiderte Therapien. Knapp 70% der Verbraucher:innen haben laut Umfrage bereits Zugang zu eigenen Gesundheitsdaten wie EKG, rund 40% sogar zu komplexen Daten wie Erbgutanalysen. Allerdings sind vor allem deutsche Befragte noch zögerlich, wenn es darum geht, diese Daten auch zu teilen. Nur 22% der Deutschen würden ihre Daten zur Verfügung stellen, während die Bereitschaft hierfür in Großbritannien (37%) und den USA (42%) deutlich größer ist. Unter den befragten Führungskräften geben zugleich 56% an, dass gesellschaftliche Offenheit gegenüber neuartigen Gesundheitsangeboten ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum LIFEcare-Ökosystem ist. Als weitere große Hürden werden regulatorische Vorgaben (51%), die fehlende Unterstützung durch die Politik und Versicherer (43%) sowie die aktuelle Struktur des Gesundheitssystems (39%) genannt.

„Im Gesundheitswesen blieb die große Disruption bislang aus – anders als etwa in der Telekommunikation mit dem Smartphone, im Einzelhandel mit großen Online-Anbietern oder im Bankwesen mit Fintechs. Ein deutlich verbessertes Verständnis der Humanbiologie sowie die Verfügbarkeit von Patientenprofilierungsdaten rücken diesen Moment nun aber in greifbare Nähe“, sagt Dr. Thomas Solbach, Partner bei Strategy& Deutschland und Autor der Studie. „Die Konvergenz von Krankheitsvorsorge und Krankheitsbehandlung sowie der klare Trend Richtung Prävention sind die wesentlichen Treiber dieses Wandels. Für viele Menschen rückt das Thema Vorsorge vor allem durch die Erfahrungen der Covid-19-Pandemie sowie durch wachsende Angebote und eine höhere mediale Präsenz von Präventionslösungen oder Gesundheitscoachings in den Vordergrund. Verbraucher:innen erkennen immer mehr den Wert der eigenen Gesundheit und sind offen für neue Angebote – allein die Zahlungsbereitschaft der Deutschen für Prävention liegt bei fast 10% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens. Insbesondere für Pharmaunternehmen gilt es deshalb, ihre Rolle im Ökosystem neu zu definieren, um einen aktiven und erweiterten Beitrag zu einer gesünderen Gesellschaft zu leisten, in der Krankheiten vorgebeugt wird, anstatt sie zu behandeln.“

Unternehmen sollten ihre therapeutischen Portfolios um Prävention erweitern

Um im entstehenden LIFEcare-Ökosystem erfolgreich zu sein, sollten Pharmaunternehmen ihre Portfolios laut Studie gezielt auf präventions- und gesundheitsorientierte Wachstumsfelder ausrichten und ausweiten. Dazu gehört auch, bislang auf die Behandlung fokussierte Therapeutika in Richtung Vorbeugung weiterzuentwickeln. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwa sehen 55% der Führungskräfte Potential für einen präventionsgetriebenen Ansatz. Eine Einschätzung, die auch von den befragten Verbraucher:innen geteilt wird. Sie nennen vor allem Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes als Bereiche, in denen sie die größten Gesundheitspotentiale durch Vorsorgemaßnahmen ausmachen. Im Gegensatz dazu gehen die Vorstellungen im Bereich Onkologie auseinander. Während Führungskräfte Krebs weiterhin als eindeutiges Behandlungsfeld einstufen, glauben die befragten Verbraucher:innen hier an große Vorsorgepotentiale. Als weiterer interessanter Umfrageaspekt stechen sogenannte Enhancements heraus. Implantierte Tracker, bionische Prothesen oder Genmodifikationen, die bis vor kurzem nach Science-Fiction klangen, gewinnen für immerhin 50% der Befragten an Bedeutung.

Trotz der enormen Potentiale sind viele Pharmaunternehmen bislang jedoch noch nicht für den disruptiven Wandel in Richtung LIFEcare-Ökosystem vorbereitet. Die befragten Führungskräfte identifizieren etwa verschiedene Lücken zwischen heute verfügbaren Fähigkeiten und den künftigen Anforderungen an ihr Geschäftsmodell sowie die interne Aufstellung ihrer Organisation. Besonders im Bereich Daten und Digitalisierung tun sich laut 82% der Führungskräfte signifikante Lücken auf. Unternehmen müssen daher schnell und mutig neue Angebote entwickeln und ihre Prozesse effizienter gestalten. Dabei können auch industrieübergreifende Kooperationen notwendig werden, etwa um Innovationen wie smarte Sportbekleidung, digital unterstützte Lebensmitteleinkäufe oder vernetzte Smart-Home-Diagnostik gemeinsam mit neuen Partnern voranzutreiben.

„Am Beispiel von Alzheimer zeigt sich, welches Potenzial eine mutigere Vision entfalten kann“, erklärt Dr. Thomas Solbach. „Pharmaunternehmen konzentrieren sich aktuell vor allem auf die Verlangsamung des kognitiven Verfalls. Mit KI-gestützten Frühdiagnosen, gezielten Lifestyle-Interventionen und digitalen Therapeutika könnten sie jedoch entscheidend dazu beitragen, den Krankheitsausbruch hinauszuzögern und sich als führende Akteure für Gehirngesundheit und Longevity neu zu positionieren. Der Schlüssel zum Erfolg: Gesundheit nicht mehr nur als Krankheitsbehandlung zu verstehen, sondern als aktives, vernetztes Lebensmanagement.“