"In their Shoes": Innovatives Projekt bietet Einblicke in das Leben mit Kurzdarmsyndrom

07.09.2022 15:13
"In their Shoes" soll den an der Versorgung von Menschen mit KDS beteiligten Berufsgruppen, wie z.B. Ärzt:innen, Pflege- und Ernährungsfachkräfte, verdeutlichen, wie sich das Leben mit diesem Krankheitsbild anfühlt. Dies kann zu mehr Empathie für die Betroffenen führen, eine patientenorientierte Versorgung sowie die Kommunikation zu den umfangreichen Auswirkungen der Erkrankung fördern.

Die realitätsnahe 24-Stunden-Simulation lässt sich in den Alltag integrieren und ermöglicht einen tiefen Einblick in das Leben von Menschen mit einem KDS: Die Teilnehmer:innen erhalten dazu die medizinische Vorgeschichte der Patientin bzw. des Patienten, über eine App werden interaktive Aufgaben gestellt und bei telefonischen Rollen- spielen gilt es, sich in die Situation der Patientin bzw. des Patienten zu versetzen. Alle für die Simulation nötigen Utensilien erhalten die Teilnehmer*innen in einer Tasche.

Im Mai 2022 fand die erste Simulation "In their Shoes" in Deutschland statt. Die Teilnehmer:innen konnten für einen Tag und eine Nacht in die Rolle eines KDS-Betroffenen schlüpfen. Alle 15 Teilnehmer gaben danach an, mehr über das KDS zu wissen, besser über das KDS und die damit verbundenen Belastungen sprechen zu können und mehr Empathie für die Betroffenen zu empfinden.

Eine Fachärztin für Innere Medizin berichtete beispielsweise: "Ich habe mir in der Vergangenheit keine konkreten Gedanken über den Alltag von KDS-Betroffenen gemacht. Am Tag der Simulation habe ich dann überlegt, wie ich mit dem Gürtel auf das Fahrrad aufsteige und zur Arbeit komme. Ich werde jetzt in der Beratung andere Dinge ansprechen." Eine Home Care Nurse bemerkte: "Der Stomabeutel war die größte Belastung. Das Selbstwertgefühl sinkt, die Scham ist riesig und der Umgang (das Ausleeren) ist gewöhnungsbedürftig."

Ein Kinderarzt beschrieb seine Erfahrungen so: "Es war ein gelungener und intensiver Einblick, der gut aufgezeigt hat, mit welchen Belastungen die Patient*innen im Alltag konfrontiert sind. Das dauerhafte Tragen des Gürtels und die parenterale Ernährung am Abend – über den Umfang der Einschränkung nur durch diese beiden Faktoren denke ich jetzt ganz anders nach." Prof. Dr. Alois Fürst, Chefarzt des Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg, war von den ständigen Unterbrechungen des Tagesablaufs durch das KDS beeindruckt und kann sich das Leben mit einem KDS jetzt besser vorstellen. Er forderte dazu auf, die Patient*innen in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen und zu behandeln. Dafür sei u. a. ein System ohne Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung nötig.

Editorial

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Editorial 03/2023

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