Den Konsumenten, denen durch die gesamtwirtschaftliche Dynamik für 2024 ausgabenseitig wieder mehr zugetraut wird, sind gute Verfügbarkeit der Arzneimittel sowie ein kompetentes und freundliches Personal bei einer Offizin-Apotheke wichtig; nicht-apothekenpflichtige Produkte kaufen sie aber bereits heute zu substanziellen Anteilen in der Drogerie. Sind dm und Rossmann als Versandapotheke für nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel vorstellbar? Die klare Mehrheit der Konsumenten stimmt dem zu. Und auch bei Rewe, Aldi und Lidl können sich über 30% der Befragten vorstellen, nicht-rezeptpflichtige Medikamente zu kaufen; über 30% der Befragten würden dort sogar verschreibungspflichtige Arzneimittel beziehen. 86% der Industriemanager rechnet damit, dass Amazon als Versandapotheke dem Markt beitreten wird. Über die Hälfte der Konsumenten würde dort rezeptfreie Arzneimittel kaufen, jeder Dritte bei Amazon auch Rezepte einlösen. 42% der Verbraucher haben bereits Medikamente auf Amazon gesucht, für immerhin 15% ist Amazon längst eine Apotheke. 

Dazu die Sempora Partner Thomas Golly und Ulrich Zander: „Starker Wettbewerb für die etablierten Versandapotheken, für alle etablierten Akteure. Für die Top-Entscheider in den OTC-Unternehmen wird die Ausrichtung auf den Märkten komplexer und die strategische Entscheidungsfindung anspruchsvoller.“

Über 70% der befragten Konsumenten kennen Shop Apotheke und DocMorris; der drittbekannteste Versender medpex folgt mit großem Abstand (36%). Insbesondere die beiden dominanten Versender verbinden mit der flächendeckenden Einführung des eRezepts große Wachstumsambitionen; das Feedback der Konsumenten steht dem nicht entgegen: Immerhin fast 30% der Befragten können sich vorstellen, zukünftig eRezepte ausschließlich in der Versandapotheke einzulösen. Die Industrie hat im Rahmen der Studie 16 Versandapotheken bewertet – nur Shop Apotheke hat dabei einen Spitzenplatz einnehmen können.

Im Rahmen der Studie wurden im Frühjahr 2024 50 Entscheider aus Pharma-Unternehmen, 123 Apotheker (Querschnitt Apothekenlandschaft) und 1.055 Konsumenten (repräsentatives Online-Panel) befragt. Demnach werden mehr als 3.000 Apotheken nach Erwartung der OTC-Hersteller in den kommenden 5 Jahren schließen. Die Apotheker rechnen sogar mit fast 4.500 Marktaustritten bis 2029, das entspricht rund einem Viertel aller Offizin-Apotheken in Deutschland. 

Erstmals wurden im Rahmen der Studie die Pharma-Manager gebeten, jene OTC-Hersteller zu nennen, die für sie „Benchmarks in der Vermarktung ihrer Produkte“ verkörpern. Die Wahrnehmung der OTC-Unternehmen aus Perspektive ihrer Mitbewerber ist in Teilen deutlich anders als jene aus dem Blickwinkel der Apotheker. So rangiert bei den OTC-Entscheidern zum Beispiel "Wick"/P&G unter den Top-Vermarktern; bei den Apotheken taucht das Unternehmen nicht unter den Top-10 auf. Auch die Großhändler werden unter die Lupe genommen, kommen im Großen und Ganzen aber gut weg.

Die Studie ermittelt auch die gestützte Markenbekanntheit von 25 Kooperationen bei den Konsumenten: Linda (40%) und easy (25%) liegen hier klar vorne. Aber: Die Werte für die gestützte Markenbekanntheit haben sich bei den 4 bekanntesten Kooperationen im Vergleich zum Vorjahr zurückentwickelt. 

Ausblick: Die Apotheker sehen trotz allem vielfältige Wachstumschancen. Mit einem ganzen Schwung an OTC-Produktkategorien verbinden die Apotheker erhebliche, noch unausgeschöpfte Umsatzpotenziale; so zum Beispiel für Phytopharmaka, für Produkte aus der Kategorie Schlaf und Beruhigung oder für Präparate für die Darmgesundheit. Ebenso für Hautpflege- und Kosmetikprodukte bestehen weiterhin substanzielle Wachstumspotentiale in der Offizin: 91% der Apotheker würden Hautpflege- und Kosmetikprodukte in ihrer Apotheke offensiver vermarkten, wenn ihnen der Hersteller ein gutes, glaubwürdiges Gesamtkonzept präsentiert.

Dazu erklären die Sempora Principals Franziska Bayer und Max Erkrath: „Die Apotheken sehen weiterhin substanzielle Wachstumschancen auf den OTC-Märkten. Die leistungsstarken, professionellen Hersteller sind aus Apothekersicht die präferierten Partner für die Erschließung dieser Potenziale. An einer entsprechenden B2B-Positionierung zu arbeiten, ist zu einer zentralen Aufgabe für das Management von OTC-Herstellern geworden."