Frau Dr. Terp, mit welcher Vision haben Sie 2008 die Agentur 2strom gegründet?
Dr. Natascha Terp: Ich habe vorher lange auf Industrieseite im Marketing gearbeitet und wusste aus dieser Perspektive, welche Herausforderungen Pharmaunternehmen in ihrer Kommunikation haben. Ebenso wusste ich, an welchen Punkten die Zusammenarbeit mit Agenturen manchmal etwas schwierig sein kann. Vereinfacht könnte man sagen, ich bin vor 17 Jahren mit 2strom angetreten, um alles besser zu machen – und das gilt auch heute noch (lacht)
Gestartet sind wir als klassische Kommunikationsagentur und dann haben uns der Markt und die Anforderungen unserer Kunden geformt. Mittlerweile liegt unser Schwerpunkt auf medizinischer Kommunikation und PR. Natürlich arbeiten wir auch weiterhin kreativ – im visuellen Sinn, was auch unsere neue Webseite sehr deutlich macht, aber Kreation spielt selbstverständlich auch in der Strategieentwicklung, in der Konzeption und im Text eine große Rolle. 

Ist die Entwicklung, dass das Gewicht von PR zugenommen hat, ein grundsätzlicher Trend, insbesondere in der Rx-Kommunikation?
Anne-Gret Prasse-Woff: Ich denke ja. Die Herausforderungen in der Fachkommunikation sind heute tatsächlich andere als noch vor 15 Jahren. Die Welt ist schneller geworden, die Informationsflut größer, und die Patienten stehen noch viel stärker im Mittelpunkt. Die Unternehmen sind deshalb viel stärker auf PR- und Storytelling-Formate fokussiert, als das früher der Fall war. 
Dr. Natascha Terp: Wobei die Grenzen zwischen den einzelnen Kommunikationsdisziplinen heutzutage eher fließend sind. Was 2strom auszeichnet, ist zum einen unsere stark medizinisch geprägte Ausrichtung, zum anderen dass wir sehr interdisziplinär arbeiten. Hinzu kommt, dass wir mit aktuell 12 Mitarbeitenden noch immer relativ klein sind. Ein weiteres Wachstum war nie mein Ziel, denn „klein“ zu sein, bedeutet auch, wendig zu sein. In einem eingespielten Team ohne Hierarchien und ohne lange Wege – bei Bedarf verstärkt durch ein Netzwerk aus Freien, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten – ist man extrem flexibel. Unsere Kunden wissen diese Flexbilität sehr zu schätzen.

Sie kennen sowohl die Industrie- als auch die Agenturseite. Was macht für Sie eine gute Beziehung zu Ihren Kunden aus?
Dr. Natascha Terp: Für mich steht der kontinuierliche Dialog mit unseren Kunden im Mittelpunkt. Ihre Perspektive aktiv einzubeziehen, ist für uns essenziell – denn niemand kennt das eigene Produkt besser als der Kunde selbst. Ein enger Austausch sichert vielfältige Perspektiven – und führt effizient zum bestmöglichen Ergebnis.
Anne-Gret Prasse-Woff: Was hinzu kommt: Wir schätzen es sehr, wenn unsere Kunden uns als Partner auf Augenhöhe sehen. Am liebsten übernehmen wir die Jobs, bei denen wir von Anfang an in die Strategieentwicklung eingebunden sind. Eine Kampagne ist ja „nur“ das sichtbare Ergebnis eines umfangreichen strategischen Prozesses. Und dieses Ergebnis muss aus unserer Sicht vor allem eines sein: relevant! Eine Kampagne, die lediglich visuell beeindruckt, reicht nicht. Es geht uns immer um klinische Relevanz, und die Kommunikation muss glaubwürdig eine bestimmte Haltung des Unternehmens vermitteln. 

Welche Aspekte sind außerdem wichtig, damit der Content die Zielgruppe, für die er relevant ist, auch tatsächlich erreicht?
Dr. Natascha Terp: Segmentierung ist der Schlüssel zum Erfolg, denn nur dadurch erkenne ich die unterschiedlichen Needs in den Teilzielgruppen. Die Zielgruppe „Healthcare Professionals“ hat es so bei 2strom noch nie gegeben. Kurz gesagt: Je individueller die Kommunikation, desto besser. Wir hören häufig von Kunden die Aussage „Wir müssen alle erreichen“ – das geht natürlich, aber nicht mit ein und der selben Kampagne und Ansprache. 
Was man ebenfalls bedenken muss: Zielgruppen verändern sich. Wenn wir an die Patienten denken, so sind diese wesentlich informierter und selbstbestimmter als früher. Aber auch die Ärzte informieren sich heute anders als noch vor ein paar Jahren. Das betrifft die Art des Contents, aber natürlich auch die Kanäle. Hinzu kommt, dass die HCPs Produkte heutzutage viel schneller als austauschbar wahrnehmen. Dadurch bekommt die Haltung und die Kommunikation des Unternehmens nochmal eine ganz andere, deutlich größere Bedeutung. 
Anne-Gret Prasse-Wolff: Im Grunde sagt jedes Pharmaunternehmen, dass es den Patienten in das Zentrum all seines Handelns stellt. Dann muss das Unternehmen aber auch glaubwürdig deutlich machen, dass das kein Lippenbekenntnis, sondern eine echte Haltung ist. Ärzte registrieren sehr schnell, ob Patient Centricity wirklich gelebt wird. Einfach nur einen Flyer und eine Webseite für Patienten zu machen, reicht nicht mehr. Pharmaunternehmen müssen deutlich machen, dass sie sich im wahrsten Sinne des Wortes um „ihre“ Patienten kümmern und ihre Bedürfnisse ernst nehmen. Für ein Website-Projekt eines Kunden führen wir aktuell zum Beispiel Interviews mit Patienten, um zu verstehen, welche Art von Content für sie wirklich relevant ist.

Sie haben auch OTC-Kunden, sind aber vorwiegend im Rx-Bereich unterwegs. Welche Themen beschäftigen Sie hier besonders?
Dr. Natascha Terp: Wir sind, was unsere indikationsbezogene Expertise betrifft, sehr breit aufgestellt – das ist nach 17 Jahren im Markt aber fast „normal“, würde ich sagen. Was sich allerdings herauskristallisiert hat, ist, dass wir sehr viel im Bereich der Seltenen Erkrankungen arbeiten. Möglicherweise, weil da die Kommunikation noch mal eine ganz andere Herausforderung darstellt. Die Kommunikation muss wesentlich vernetzter sein, weil es hier ja auch darum geht, die Patienten überhaupt erstmal zu identifizieren. Und weil in diesem Bereich die Budgets nornalerweise relativ klein sind, kommt es noch stärker darauf an, in Strategie und Kommunikation einen kreativen Ansatz zu finden.
Anne-Gret Prasse-Wolff: Wir entwickeln gerade in diesem Bereich auch sehr wirkungsstarke Formate – etwa die mehrfach ausgezeichnete „Ask an Expert“-Veranstaltungsreihe für einen Kunden in der Hämatologie. In enger Zusammenarbeit mit KOLs, dem Kunden und Patientenorganisationen ist eine Patienten-Frageplattform entstanden, die seit über drei Jahren sehr erfolgreich läuft und kontinuierlich einen hohen Patientenzuspruch verzeichnet. 
Wir investieren viel Herzblut bei den seltenen Erkrankungen und engagieren uns auch über die eigentliche Arbeit hinaus – wahrscheinlich weil man in diesem Bereich einen viel engeren Kontakt zu den Patienten und ihren Organisationen aufbaut als beispielsweise bei den großen Volkskrankheiten. In diesem Jahr hatten wir auf unserem LinkedIn-Account für das Liken und Teilen eines Posts zum Tag der seltenen Erkrankungen bestimmte Spendenbeträge ausgelobt. Dank mehr als 600 Likes und Teilungen konnten wir der ACHSE, der größten Patientenorganisation, die sich für seltene Erkrankungen engagiert, einen sehr schönen Betrag überweisen.

Wofür steht eigentlich der Name 2strom, Frau Dr. Terp?
Dr. Natascha Terp: Ursprünglich hatten wir mal die Subline „Kommunikation im Fluss“ – auch, um Missverständnissen vorzubeugen, denn manch einer denkt vielleicht, es ginge um Elektrizität. Heute nutzen wir diese Zeile zwar nicht mehr, doch das dahinterstehende Bild prägt uns noch immer: verschiedene Ströme, die zusammenfließen, sich gegenseitig verstärken und etwas Neues schaffen. Vielleicht würde ich heute eher von „Perspektiven“ statt „Strömen“ sprechen – denn genau darum geht es uns: unterschiedliche Sichtweisen zusammenzubringen. Wir sind überzeugt, dass Strategie und Kreation von verschiedenen Blickwinkeln profitieren. Die Kunst liegt darin, diese Perspektiven zu bündeln, zu verdichten – und gemeinsam auf den Punkt zu bringen. Im Kern ist das genau die Idee, mit der ich die Agentur gegründet habe. Und sie trägt bis heute.

Frau Dr. Terp, Frau Prasse-Wolff, vielen Dank für das Gespräch.

 

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2strom Agentur
Geschäftsführung: Dr. Natascha Terp
Telefon: +49 (0)30 844 14 07 0
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