Künstliche Intelligenz basiert auf riesigen Datenmengen, die von Maschinen analysiert werden, um Muster zu identifizieren und Prognosen abzugeben. So schön das klingt, verbirgt sich darin auch ein handfestes Problem, denn diese Daten spiegeln immer auch die vorhandenen gesellschaftlichen Vorurteile wider. Der Grund: Die KI wird mit „unserer Realität“ gefüttert und in dieser existieren Ungerechtigkeiten und Vorurteile. Was bedeutet das für das Pharmamarketing? Wer die Technik nutzt, sollte sich bewusst sein, dass KI-Algorithmen unbewusst stereotype Annahmen über bestimmte Patientengruppen machen könnte.
In der Folge können ungleiche Repräsentationen von Geschlecht, ethnischer Herkunft oder sozioökonomischem Status in den Trainingsdaten vorhanden. Wenn KI-Systeme diese Vorurteile übernehmen, führt dies zu ungleichen Marketingstrategien, die bestimmte Bevölkerungsgruppen vernachlässigen oder gar stigmatisieren.
Nicht nur das: Da es inzwischen nahezu keinen Lebensbereich mehr gibt, in der KI keine Rolle spielt, können vorhandene Vorurteile weiterverbreitet und zementiert werden. Dass dies eine reale Gefahr ist, beweist eine Studie der Deusto University in Bilbao. Die Untersuchung zeigte auf, dass Menschen Fehler und Vorurteile von der KI übernehmen können. In einem Experiment zur medizinischen Diagnose machte die Gruppe, die von einer KI mit Fehlinformationen unterstützt wurde, die gleichen Fehler wie die in die KI programmierten. Diese wurden auch in späteren Aufgaben übernommen, selbst wenn die KI nicht mehr involviert war. Das Ergebnis legt nahe, dass die Nutzung von KI zur Entscheidungshilfe langfristige negative Auswirkungen auf menschliche Entscheidungsprozesse haben kann.
■ Chancen für das Pharmamarketing
Trotz der beschriebenen Herausforderungen bietet KI im Pharmamarketing auch erhebliche Chancen, Vorurteile zu überwinden. Durch deren gezielten Einsatz können Marketingstrategien personalisiert und auf die Bedürfnisse individueller Personengruppen zugeschnitten werden. Dies könnte zu einer verbesserten Kommunikation zwischen Pharmaunternehmen und Konsumierenden führen, was wiederum das Vertrauen in die Branche stärkt.
Die Pharmaindustrie trägt eine entscheidende Verantwortung bei der Entwicklung und Implementierung ethischer KI-Praktiken. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre KI-Algorithmen regelmäßig auf Vorurteile überprüft werden und aktiv Maßnahmen ergreifen, um diese zu korrigieren. Die Förderung von Diversität in den Daten, die zur Schulung von KI-Systemen verwendet werden, ist ein weiterer entscheidender Schritt.
Darüber hinaus könnten Unternehmen transparente Richtlinien und Standards für den ethischen Einsatz von KI im Marketing entwickeln. Dies würde nicht nur dazu beitragen, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken, sondern auch den Wettbewerb in der Branche fördern.
Die Integration von KI in das Pharmamarketing bietet zweifellos enorme Potenziale, aber sie erfordert auch eine sorgfältige Abwägung ethischer Aspekte. Die Pharmaindustrie muss proaktiv handeln, um sicherzustellen, dass KI-Systeme nicht nur effektive Marketingstrategien liefern, sondern auch frei von Vorurteilen sind. Nur so kann die Branche ihre volle Innovationskraft nutzen und gleichzeitig sicherstellen, dass sie die Bedürfnisse aller Patientengruppen respektiert und erfüllt.