Das Iqonic-Team verfolgt grundsätzlich einen medizinischen Ansatz. Da die Zulassung eines KI-Tools als Medizinprodukt jedoch ein langwieriger Prozess ist, entschied man sich, im ersten Schritt den „Umweg“ über den nicht-verschreibungspflichtigen Bereich zu nehmen, um mit der Software möglichst schnell auf dem Markt zu sein und den technologischen Vorsprung nicht zu verspielen, wie Maria-Liisa Bruckert erläutert. Beim Thema Haut & Haare bot sich das Thema Apothekenkosmetik an. „Auf diese Weise sind wir schon mal in der Apotheke präsent und damit auch nah an den Kunden. Wir lernen, wie sie sich verhalten und was ihnen wichtig ist und wir sehen die Effekte unserer Software. Auf diese Basis können wir dann später den Versorgungsaspekt aufsetzen“, so Bruckert. 

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Maria-Liisa Brickert. Quelle: Iqonic

 

Da es für die Menschen immer schwieriger werde, Arzttermine zu bekommen oder man im ländlichen Raum weite Wege auf sich nehmen müsse, will Iqonic.ai mit seinem Tool auch „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten. Gleichzeitig stellte sich Bruckert und Pentenrieder die Frage, in welcher Form die Apotheken vom Einsatz des KI-Tools profitieren könnten. Die Antwort: Hat ein Apothekenkunde seine Gesichtshaut mithilfe eines in der Apotheke installierten iPads von Iqonic.ai analysieren lassen, liefert die Software direkt anschließend Produktempfehlungen für seine Hautprobleme. Ziel ist es, dem Konsumenten die beste Lösung zu vermitteln, weshalb das Tool nicht von einer bestimmten Marke gesponsert ist, sondern von der Apotheke eingesetzt wird. „Wir sind eine neutrale Empfehlungsplattform und passen uns dem Portfolio der jeweiligen Apotheke an. Denn die Idee ist ja, dass der Konsument die Empfehlung, die er bekommt, auch direkt vor Ort kaufen kann“, so Bruckert. Denn wenn Menschen ein solches Tool nutzten, habe das Ergebnis einen emotionalisierenden Effekt: „Man hat etwas gelernt und will etwas tun. Wenn man die Produkte dann nicht direkt mitnehmen kann, verpufft der ganze Effekt.“

An die Produktempfehlung, die das Tool liefert, kann das Apothekenteam direkt in der Beratung anknüpfen und erhält so eine Möglichkeit, den Umsatz zu steigern. Bruckert geht davon aus, dass durch den Einsatz eines solchen KI-Tools Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent möglich sind. Und die Einsatzmöglichkeiten von Iqonic.ai sind vielfältig: Neben dem stationären Einsatz in der Vor-Ort-Apotheke kann das Tool auch in einen Webshop oder eine App eingebettet werden – verbunden mit der Möglichkeit, die empfohlenen Produkte direkt zu bestellen. „Die Apotheke kann den Kunden genau da ‚erwischen‘, wo er sich gerade aufhält und damit die Kundenbindung stärken“, so Bruckert. Man könne das Tool im Newsletter oder in einer Social-Media-Kampagne anbieten, man könne es aber beispielsweise auch im Rahmen von Promo-Tagen in der Apotheke vor Ort einsetzen. Genau das ist für die Iqonic-Gründerin eine der großen Stärken des Tools – die Verbindung von Online- und Offline-Welt. 

Nach Maria-Liisa Bruckerts Erfahrungen wirkt das Tool in der Vor-Ort-Apotheke wie ein Magnet, denn es liefere eine neue Experience – die Menschen seien neugierig, blieben stehen und wollten wissen, was es damit auf sich hat. Auf diese Weise helfe es der Apotheke, sich im Wettbewerb zu differenzieren und verbreitere zudem die Datenbasis der Apotheke, die ihr Marketing so noch besser aussteuern könne.