Menschen mit Adipositas fühlen sich im Gesundheitssystem häufig unverstanden und alleingelassen. Die repräsentative Umfrage unter Menschen mit Adipositas (d.h. mit einem BMI von 30 kg/m² und mehr) verdeutlicht: Jede:r Zweite (50,1 %) vermisst Empathie und einen respektvollen Umgang in der Arztpraxis. Fast ebenso viele wünschen sich mehr Aufklärung über Behandlungsmöglichkeiten (45,9 %), Unterstützung bei der Suche nach spezialisierten Therapien (45,2 %) und schlicht mehr Zeit für Gespräche (44,9 %). Das Meinungsbild der Befragten spiegelt den dringenden Bedarf an einer wertschätzenden und informierten Begleitung von Menschen mit Adipositas wider.
Auch das Vertrauen in das Gesundheitssystem ist erschütternd niedrig: Nur 17 Prozent der Befragten fühlen sich mit ihren Anliegen ernst genommen. Viele wünschen sich mehr Hilfe bei der Suche nach einer speziellen Adipositastherapie. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach dieser medizinischen Unterstützung in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen (57,4 %).
Empathie und Kommunikation: Schlüssel für eine bessere Begleitung
Um die Hemmschwelle für eine medizinische Behandlung abzubauen, müsste auch im medizinischen Umfeld eine empathische und vorurteilsfreie Kommunikation gegenüber Menschen mit Adipositas gefördert werden. Prof. Dr. Lars Selig vom Uniklinikum Leipzig äußerte sich beim Kongress des Verbands der Diätassistenten (VDD) auf einem Symposium des Unternehmens Lilly folgendermaßen: "Wir müssen uns alle selbst an die Nase packen. Auch wir stigmatisieren. Es gibt sehr gute Daten, die zeigen, dass Adipositaspatient:innen in Arztpraxen den kürzesten Aufenthalt im Sprechzimmer haben. Weil alle Erkrankungen, alle Beschwerden, die der Patient äußert, immer auf das Gewicht geschoben werden." Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Patientin Petra Zemelka: "Bei Arztbesuchen bin ich oftmals als Mensch zweiter Klasse behandelt worden."
Mehr Verständnis für Adipositas: Gemeinsam Vorurteile abbauen
Fakt ist: Es braucht einen Perspektivwechsel. Zwar ist Adipositas inzwischen als chronische, behandlungsbedürftige Krankheit anerkannt. Dennoch prägen in der Bevölkerung nach wie vor viele Vorurteile die öffentliche Wahrnehmung von Adipositas, die auch unter Angehörigen medizinischer Fachkreise noch weit verbreitet sind. Gesundheitsfachkräfte sollten deshalb gezielt geschult werden, damit Menschen mit Adipositas mehr Verständnis entgegengebracht wird und sie wie bei anderen chronischen Krankheiten Zugang zu Beratung und evidenzbasierten Therapieangeboten erhalten können. Dies bedeutet allerdings auch, dass die politischen Akteure die Weichen dafür stellen müssen, dass die Beratung von Menschen mit Adipositas in den Leistungskatalog der GKVs aufgenommen wird. Gleichzeitig ist eine breite Aufklärung in der Öffentlichkeit notwendig, um Vorurteile abzubauen und einen ungehinderten Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen.
Hintergrundinfos zur Umfrage
Umfrage durchgeführt von Civey im Auftrag von Lilly Deutschland, Befragung unter 2.000 Deutschen mit BMI >= 30 kg/m2, Befragungszeitraum: 22.4.-9.5.2025