Wie informieren sich Ärztinnen und Ärzte im beruflichen Kontext? Welche Trends lassen sich im Informationsverhalten beobachten? Und welche Rolle nimmt künstliche Intelligenz bereits heute ein? Vor dem Hintergrund dieser Fragen haben die drei größten deutschsprachigen Ärztenetzwerke coliquio, DocCheck und esanum nach der Erstauflage der ARIMediennutzungsstudie im vergangenen Jahr auch in diesem Jahr wieder verschiedene Fachkreise zu ihrer Informationsbescha1ung befragt. Mehr als 1.300 Ärztinnen und Ärzte lieferten hierbei Antworten zu ihrer analogen sowie digitalen beruflichen Mediennutzung und präferierten Informationsquellen.
Der Trend ist digital: Ärzteschaft erwartet starke Zunahme der digitalen Mediennutzung
Die Ergebnisse zeigen: Der Trend ist digital. Bereits heute sind knapp zwei Drittel der beruflichen Mediennutzung von digitalen Quellen geprägt. Und in den nächsten drei Jahren erwarten die Befragten einen Zuwachs dieser Digitalquellen um weitere zehn Prozentpunkte auf einen Anteil von über 70 Prozent. Dieser Trend zeigt sich schon heute: Unter den regelmäßig, mindestens einmal monatlich genutzten Informationsquellen liegen die digitalen Quellen mit Ärztecommunities (89%), E-Mail-Newslettern (87%), digitalen Lernplattformen (84%) sowie digitalen Fachzeitschriften (79%) bei der Ärzteschaft hoch im Kurs. Unter den Top-5 meistgenutzten Quellen ist mit Print-Fachzeitschriften (86%) auch eine analoge Quelle vertreten. Beliebteste Informationsquelle bleibt der persönliche Austausch, während Online-Fortbildungen in der Beliebtheit inzwischen gleichauf liegen (jeweils 81%).
Au1ällig ist, dass sowohl persönliche Außendienstbesuche vor Ort (44% Nutzung) als auch virtuelle Außendienstgespräche (15% Nutzung) im Verhältnis wenig in Anspruch genommen werden. Auch soziale Netzwerke (12%) spielen in Bezug auf die berufliche Nutzung keine hervorgehobene Rolle. Die Studie zeigt außerdem, dass ärztliches Fachpersonal zur beruflichen Informationsbescha1ung zunehmend auch auf audiovisuelle Formate wie Videoplattformen und Podcasts zurückgreift. Zwei Drittel der Befragten hören mindestens einmal monatlich fachbezogene Podcasts. Visualisierungen und Videoinhalte finden ihrerseits vor allem im Bereich praxisnaher Themen Anklang.
KI-Chatbots auf dem Vormarsch: Unter jungen Ärztinnen und Ärzten bereits eine der Top-Infoquellen
Einen regelrechten Senkrechtstart in die medizinische Informationsbeschaffung hat die künstliche Intelligenz hingelegt: Jeder vierte der Befragten greift schon heute auf KI-gestützte Chatbots zurück. Und unter den jüngeren Ärztinnen und Ärzten unter 40 Jahren zählen KI-Tools wie ChatGPT bereits zur Top-5 der beliebtesten Informationsquellen. Dabei geht die KI-Nutzung bereits jetzt weit über die reine Recherche hinaus und wird etwa in den Bereichen der Früherkennung, Diagnose und Erstellung von Behandlungsplänen zu Hilfe genommen. Unterschiede in der praktischen KI-Nutzung zeigen sich dabei vor allem zwischen den Fachbereichen: Während etwa ein Drittel der Befragten aus der Dermatologie auf KI in der Diagnose und Früherkennung setzt, sind die Gastroenterologie und Hämato-Onkologie Vorreiter der KI-Nutzung im Bereich der Behandlung und Therapieunterstützung.
Die Ergebnisse der ARI-Studie zeigen, dass medizinische Informationsquellen einem bedeutenden Wandel unterliegen und die Mediennutzung sowie -präferenzen der Ärzteschaft nicht in Stein gemeißelt sind, sondern sich künftig noch weiter in den digitalen Raum verschieben werden. Wer Fachinhalte anbietet, sollte deshalb bei der Informationsvermittlung stärker denn je die Perspektive der Ärztin oder des Arztes als Rezipient im Blick behalten und sich an den Bedürfnissen des medizinischen Fachpublikums orientieren. Gerade im Hinblick auf KI-Lösungen müssen Fachinhalte sich daran messen lassen, schnell verfügbar, kompakt und anschaulich zu sein.
Weitere Informationen zur ARI-Mediennutzungsstudie, den Full Report sowie Möglichkeiten spezifischer Fachkreis-Auswertungen finden sich auf der Website ari-studie.de.