Dr. med. Julian Wichmann, Co-Founder, CEO und Facharzt Bloomwell GmbH: „Aktuell sehen sich Cannabis-Patient:innen wiederholt mit haltlosen öffentlichen Missbrauchs-Vorwürfen konfrontiert, denen jegliche Daten und Fakten fehlen. Anknüpfend an diese Vorwürfen haben diverse Politiker:innen eine Einschränkung des niedrigschwelligen telemedizinischen Zugangs zur Cannabis-Therapie gefordert. Allerdings entbehren diese Vorwürfe beim näheren Blick nicht nur jeder Grundlage, sondern gefährden sogar die Volksgesundheit, statt sie zu schützen. Unsere Umfrage belegt: Die wesentliche Folge einer Beschränkung der Plattformen für medizinischen Cannabis wäre, dass ein großer Teil der Patient:innen, die gegenwärtig von einer ärztlich betreuten digitalen Therapie und pharmazeutisch reinen Präparaten aus der Apotheke profitieren, wieder in den illegalen Markt zurückkehren. Paradoxerweise drehen sich die haltlosen Missbrauchsvorwürfe zu medizinischem Cannabis damit um ein verschreibungspflichtiges Medikament, bei dem eine digitale Zugangsbeschränkung ausschließlich negative Konsequenzen hätte für alle Beteiligten: die Patient:innen, die Wirtschaft, das Justizsystem, den Staat und die Volksgesundheit.“
In einer repräsentativen Online-Befragung im August 2024 hatten 94,4 Prozent der Cannabis-Nutzer:innen, die sich damals noch hauptsächlich auf dem illegalen Markt versorgten, mindestens ein gesundheitliches oder medizinisches Motiv genannt. Inzwischen dürfte einigen hunderttausend Patient:innen der Übergang in die legale digitale Cannabis-Therapie gelungen sein. In der aktuellen Umfrage gaben im Juni 2025 knapp 56,6 Prozent an, sich vor Beginn ihrer digitalen Therapie auf dem illegalen Markt versorgt zu haben, Über 22,2 Prozent bezogen vor der digitalen Therapie ihr Cannabis über Freunde und Bekannte – auch in diesem Fall dürfte es sich weitestgehend um unkontrollierte Produkte gehandelt haben. Zudem stellte diese Weitergabe selbst nach dem Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes eine Straftat dar. Fast keine Patient:innen waren zuvor Mitglied in einem Club (0,4 Prozent). Auf Home Grow hatten 6,8 Prozent gesetzt. Rund neun Prozent hatten vor ihrer digitalen Therapie kein Cannabis erhalten. Vermutlich handelt es sich dabei um chronisch Erkrankte, die durch die Cannabis-Therapie andere Medikamente mit häufig schweren Nebenwirkungen absetzen konnten.
Ein wesentlicher Faktor für den erfolgreichen Übergang der Patient:innen in legale Strukturen stellt der Preis dar, den 47,5 Prozent in der Apotheke für günstiger erachten als auf dem illegalen Markt, weitere 38,7 Prozent als in etwa gleich. Auch in puncto Qualität, Sauberkeit, Nebenwirkungen, gesundheitlichen Risiken und allgemeinem Wohlbefinden zeigt sich in der Umfrage eine deutliche Präferenz der Patient:innen für legale, saubere Cannabis-Blüten aus der Apotheke.
Fast die Hälfte der Patient:innen könnte in den illegalen Markt zurückkehren
Ohne den digitalen Zugang zur Cannabis-Therapie würden 41,7 Prozent erneut in den illegalen Markt abwandern, 26,8 Prozent würden sich auf eigene Faust über Home-Grow therapieren. Knapp 23 Prozent geben an, in einem solchen Szenario über einen niedergelassenen Arzt eine Therapie starten zu wollen, wobei ein großes Fragezeichen dahinter steht, ob sie überhaupt entsprechende medizinische Expertise jenseits der spezialisierten Plattformen in Deutschland finden. Ein aktueller Report hat soeben erst die gesundheitlichen Risiken einer illegalen Versorgung aufgezeigt.
Auffällig ist, dass lediglich sieben Prozent der Befragten eine Mitgliedschaft in einer Anbauvereinigung als alternative Option zur Therapie in Erwägung ziehen – ein klares Zeichen dafür, dass entgegen teils gegenläufiger Spekulationen keine Konkurrenzsituation zwischen Anbauvereinigung und medizinischer Therapie herrscht. Wer Cannabis als Genussmittel zu sich nimmt, scheint offenkundig nicht, oder nur in seltenen Ausnahmefällen, den Umweg über die digitale Cannabis-Therapie zu gehen.
Im Mai und Juni lag die Zahl der eingegangenen Verordnungen jeweils mehr als 1.100 Prozent über dem Referenzwert von März 2024. Die Durchschnittspreise fielen im Laufe des zweiten Quartals nochmal deutlich von über acht Euro im ersten auf rund 7,5 Euro – ein klarer Indikator, dass sich Deutschland längst einem Überangebot an medizinischem Cannabis nähert.
Niklas Kouparanis, Co-Founder und CEO Bloomwell Group GmbH: „Alleine aufgrund der Größenordnung sprechen wir inzwischen von einer relevanten Anzahl an Cannabis-Patient:innen in Deutschland, die als Selbstzahlende aktuell von weiter sinkenden Preisen profitieren, denen aber leider immer noch zu Unrecht und zu häufig von der Politik pauschal Missbrauch unterstellt wird. Im Angesicht der Ergebnisse unserer Umfrage hört es sich umso absurder an, wenn in unseren herausfordernden Zeiten ernsthaft erwogen wird, digitale Innovation im überlasteten Gesundheitssystem zu bremsen, Patient:innen zu re-kriminalisieren, Arbeitsplätze zu gefährden und auf Steuereinnahmen zu verzichten. Leider hätten solche Schritte darüber hinaus drastische Folgen für den Lebens- und Arbeitsalltag von hunderttausenden Cannabis-Patient:innen. Ich fordere daher ausdrücklich dazu auf, einen Blick auf die Faktenlage zu werfen und die echten Konsequenzen der Regulierung für den Lebens- und Arbeitsalltag sowie für die Volksgesundheit der eigenen Wählerschaft an die erste Stelle aller Überlegungen zu stellen. Wir setzen uns bei Bloomwell seit Jahren für eine Versachlichung der Debatte ein und stehen mit unserer in Europa einmaligen Datenbasis als Gesprächspartner für die Politik bereit.“
Für den Report hat Bloomwell anonymisierte Antworten von 2.571 Patient:innen ausgewertet, die über Bloomwell eine Cannabis-Therapie begonnen haben. Zudem wurden Verordnungen von Januar 2023 bis Juni 2025 im sechsstelligen Bereich anonymisiert ausgewertet.
Zum gesamten Report geht es hier.