Über 70 Prozent befürworten eine starke öffentliche Finanzierung des Gesundheitssystems. Im Umgang mit steigenden Kosten sprechen sich 58 Prozent für mehr Effizienz aus, nur 24 Prozent befürworten Beitragserhöhungen; Zugangsbeschränkungen oder Leistungskürzungen lehnen die meisten ab. Die Förderung von Vorsorge und Prävention befürworten drei Viertel.

Auf Basis der Umfrage, für die über 5.200 Personen in 25 Ländern befragt wurden – quer durch alle Einkommens- und Altersgruppen – sowie der Analyse von besonders erfolgreichen nationalen Gesundheitssystemen identifiziert die Studie sieben zentrale Kriterien, die weltweit über die Leistungsfähigkeit und Effizienz von Gesundheitssystemen entscheiden: Zugangsgerechtigkeit (Equity), eine starke Koordination der Versorgung, zielgerichtete Digitalisierung, Investitionen in Public Health und Prävention, effizienter Ressourceneinsatz, eine klare Governance und Innovation.

"Unsere Umfrage ergibt weltweit eine bemerkenswerte Einigkeit über Grundprinzipien, die Menschen von Gesundheitssystemen erwarten", sagt Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger. "Wenn wir vor diesem Hintergrund verschiedene Länder vergleichen, zeigt sich, dass Gesundheitssysteme, die diese zentralen Faktoren ernst nehmen und sich an ihnen orientieren, besonders erfolgreich, widerstandsfähig und damit zukunftstauglich sind."

Umgekehrt gehören Länder, die bei einzelnen Kriterien Schwächen haben, nicht zu den Spitzenreitern: So ist etwa das deutsche Gesundheitssystem zwar gerecht, leidet aber unter der mangelnden Digitalisierung. Zudem sind Haus- und Fachärzte zwar breit verfügbar, aber unzureichend koordiniert, sodass unnötige Arztbesuche die Kapazitäten des Systems überlasten. Zudem leidet die Effizienz unter der Aufteilung von Zuständigkeiten auf verschiedene Akteure wie Bund, Länder oder privatwirtschaftliche Unternehmen.

Überlastung der Gesundheitssysteme macht Reformen unumgänglich

Viele Gesundheitssysteme weltweit sind zunehmend überlastet, weil ihre Grundannahmen nicht mehr zu den aktuellen Realitäten passen: Demografische Entwicklungen erhöhen die Krankheitslast, technologische Fortschritte treiben die Ausgaben, Regulierungen müssen Innovationen fördern und gleichzeitig Sicherheit und Qualität gewährleisten. Daher treiben zahlreiche Länder Reformen voran, auch um ihr Gesundheitswesen so agil aufzustellen, dass es mit sich ändernden Bedürfnissen und Präferenzen der Bevölkerung schritthalten kann.

"Eine schnellere Adaption von neuen Behandlungsmöglichkeiten, Prozessabläufen und dem Einsatz von KI im medizinischen Bereich würde sich direkt in einer allgemeinen Verbesserung im gesamten Gesundheitswesen niederschlagen.", so Morris Hosseini, Partner bei Roland Berger.

Auf Basis ihrer Studienergebnisse haben die Roland Berger-Experten Empfehlungen für Gesundheitsreformen und den Aufbau zukunftsfähiger Gesundheitssysteme entwickelt, an denen sich die Akteure orientieren können. So sollten politische Entscheider und Regulierungsbehörden unter anderem die sieben Erfolgsfaktoren der weltweit besten Gesundheitssysteme für die eigenen gesellschaftlichen Präferenzen adaptieren und auf dieser Grundlage Maßnahmen entwickeln, die gezielt etwa die Koordination optimieren, die Digitalisierung vorantreiben oder die Effizienz der Ressourcennutzung steigern.

Kommerzielle Akteure im Gesundheitswesen - von den Versicherungen über Dienstleister bis zu Pharma- und Medizintechnikunternehmen - sollten gemeinsam handeln und sich als zuverlässige Begleiter für die Bevölkerung auf dem Weg zur Gesundheit positionieren. Dazu gehört unter anderem, den Schwerpunkt von der Behandlung auf die Prävention zu verlagern, die Kundenorientierung zu stärken und integrierte End-to-End-Lösungen anzubieten.

Kooperation von Politik und Industrie als Basis widerstandsfähiger Gesundheitssysteme

"Zukunftsfähige Gesundheitssystem entstehen nicht aus isolierten Reformen, sondern aus gemeinsamem Engagement und koordiniertem Handeln", sagt Karsten Neumann, Partner bei Roland Berger. "Politische Entscheidungsträger und die Industrie müssen gemeinsam Ziele definieren, die den gesellschaftlichen Wertekonsens mit den bewährten Stärken erfolgreicher Gesundheitssysteme in Einklang bringen. So können sie Systeme entwickeln, die nicht nur widerstandsfähiger und effizienter sind, sondern auch das Vertrauen der Menschen genießen, denen sie dienen."

Die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden: Future of Health 7 (2025)