Die falsche Einnahme von Arzneimitteln gefährdet nicht nur die Gesundheit von Patienten, sondern Anwendungsfehler können beispielsweise auch die Aussagekraft klinischer Studien verzerren. Körber Pharma begegnet diesen Herausforderungen mit einer Lösung aus dem Bereich der Augmented-Reality-Technologie – der „Patient Support App“. In Kombination mit smarten Medikamentenverpackungen können Nutzer damit virtuell Informationen und Dienstleistungen abrufen. Die App beinhaltet sieben Funktionen, wegen ihres modularen Aufbaus können die Hersteller individuell entscheiden, welche Funktionen sie verwenden möchten.

Drei Funktionen seien hier beispielhaft beschrieben: Die Funktion „Packaging Opening“ ermöglicht Nutzern, einen Blick ins Innere der Verpackung zu werfen, ohne diese öffnen zu müssen. Patienten können alle Bestandteile virtuell auspacken, bewegen und von allen Seiten betrachten. Auch Pflegekräfte können sich so mit Medikamenten vertraut machen, ohne Sicherheitszertifikate aufzubrechen. Die Funktion „Pillbox“ erinnert Patienten per Mail oder Textnachricht daran, wann sie ein Medikament einnehmen müssen. Das verhindert, dass Einnahmen vergessen werden und ist damit einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Behandlung. Unter „Instruction“ können Nutzer Videos, Animationen und andere Medien abrufen, die verständlich demonstrieren, wie Medikamente und Spritzen verwendet werden. Statt mühsam auf unterschiedlichen Webseiten oder Videoportalen zu suchen, haben Patienten so gebündelt Zugriff auf Bildmaterial, das ihnen hilft, Anwendungsfehler zu vermeiden. 

Wachsender Trend

„Intelligente Verpackungslösungen sind ein kontinuierlich wachsender Trend, der durch den Fortschritt der Technologien für die pharmazeutische und biopharmazeutische Industrie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Viele Unternehmen in diesen Branchen evaluieren daher, wie sie diese Lösungen umsetzen können“, so Joachim Hoeltz, CEO Packaging Materials bei Körber Pharma. Die Vorteile liegen dabei für ihn auf der Hand: „Smarte Verpackungen können einen deutlichen Mehrwert für Patienten bieten, da sie maßgeblich zu einer sichereren Anwendung von pharmazeutischen Produkten beitragen können. Um das volle Potenzial dieser Lösungen auszuschöpfen, arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen, um zukunftsfähige Produkte zu entwickeln, die allen Anforderungen der pharmazeutischen Industrie gerecht werden.“

Aus Marketingsicht ist ein zusätzlicher Vorteil der Lösung von Körber Pharma, dass Hersteller, die die App nutzen wollen, nichts an ihren Verpackungen verändern müssen – das Artwork bleibt also unangetastet. Zudem kann die App an jedes Corporate Design angepasst werden. Darüber hinaus kann die „Patient Support App“ nicht nur wegen ihrer Funktionen ein wertvolles Marketing-Instrument sein. Denn sie bietet Herstellern zudem die Möglichkeit, Informationen oder Artikel zu ihren Unternehmen oder zum jeweiligen Produkt einzubinden und so die Beziehung zu Patienten zu vertiefen.

Digitaler Zwilling

Die Gerresheimer AG und Merck haben beispielsweise gemeinsam eine Lösung für den Einsatz der Technologie des sogenannten „digitalen Zwillings“ entwickelt, um die Rückverfolgbarkeit und Zuverlässigkeit von Daten an kritischen Punkten entlang der pharmazeutischen Lieferkette noch weiter zu optimieren. Mit dieser Lösung werden die physischen Primärverpackungen von Gerresheimer, zum Beispiel Spritzen oder Ampullen, mit einem gesicherten „Schlüssel“ versehen, über den die Verbindung zum dazugehörigen digitalen Zwilling hergestellt wird. Während ihrer „Reise“ durch die Lieferkette – von der Produktion bis hin zum Patienten – verbinden und sammeln die Primärverpackungen wichtige Daten, die mit ihrer eindeutigen Kennung verknüpft werden. Sie werden so zu einer wertvollen Informationsquelle, die Daten aus unterschiedlichen digitalen Ökosystemen enthält und ein effizienteres Zusammenarbeiten zwischen verschiedenen Organisationen innerhalb des Liefernetzwerks ermöglicht.

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Abbildung: Gerresheimer und Merck haben gemeinsam eine Lösung für den Einsatz der Technologie des sogenannten „digitalen Zwillings“ für Primärverpackungen entwickelt. Foto: Gerresheimer AG

Das gemeinsame „Proof-of-Concept“-Projekt von Gerresheimer und Merck umfasst Spritzen mit sicherer und eindeutiger Kennung, eine Smartphone-App und den Zugang zu den Funktionen des digitalen Zwillings über die digitale Plattform von Merck. Die Smartphone-App ist für autorisierte Interessengruppen wie Markeneigentümer (Zulassungsinhaber) und Qualitätssicherungsbeauftragte beim Hersteller zugänglich. Nach der Authentifizierung der Spritze und dem Einlesen der eindeutigen Kennung können autorisierte Personen auf die hinterlegten Qualitäts- und Ursachenanalysedaten sowie Bearbeitungsfunktionen für Kundenreklamationen zugreifen.

Patientensicherheit ist von größter Bedeutung

MM Packaging, ein Anbieter von Sekundärverpackungen für den Gesundheits- und Pharmasektor, leistet gemeinsam mit Advanced Materials Development (AMD) Pionierarbeit bei der nächsten Generation von Zeit-Temperatur-Indikatoren (TTIs) für pharmazeutische Verpackungsanwendungen. Diese innovativen Technologien bieten präzise und kosteneffiziente Lösungen zur Gewährleistung der Sicherheit in dieser Branche.

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Abbildung: Eine intelligente Lösung von MM Packaging für zu injizierende Arzneimittel zeigt mittels einer „Check Mark“, also eines Häkchens, an, wenn das zuvor gekühlte Produkt Zimmertemperatur erreicht hat. Foto: MM Packaging

Dabei ist die Patientensicherheit von größter Bedeutung, insbesondere wenn es um pharmazeutische Produkte geht, die gekühlt transportiert werden müssen. Denn selbst wenn sie nur kurzzeitig Temperaturen außerhalb des definierten Bereichs ausgesetzt sind, können die wertvollen Bestände Schaden nehmen. Die Integration von TTIs in pharmazeutische Verpackungen ermöglicht eine schnelle Identifizierung von übermäßiger Temperatureinwirkung und hilft den Unternehmen, mögliche irreparable Schäden einzuschätzen. MM Packing bietet aber auch Lösungen, welche die Patienten unmittelbar bei ihrer Therapie unterstützen. So gibt es ein spezielles Etikett für injizierbare Arzneimittel, die gekühlt gelagert werden müssen. Solange das Produkt gekühlt ist, ist auf dem Etikett eine Schneeflocke zu sehen. Hat es dann Zimmertemperatur erreicht, verwandelt sich die Schneeflocke in ein Häkchen und signalisiert dem Patienten auf diese Weise: „Bereit zur Injektion.“