Im Pilot wurden lediglich 12,6 % der ausgestellten DiGA-E-Rezepte volldigital eingelöst (15 von 119); weitere 10,9 % über einen Papierausdruck (13 von 119). Die tatsächliche Therapieaufnahme über
den pilotierten Weg bleibt damit stark unter den in der Versorgungspraxis üblichen Einlöseraten des bisherigen Muster-16-Verfahrens (ca. 50 - 70 %) zurück. Der Prozess zeigt erhebliche Zugangshürden, etwa durch zusätzliche Apps, die heruntergeladen werden müssen, die Beantragung einer PIN für die Gesundheitskarte oder die Einrichtung der Gesundheits-ID in Krankenkassen-Apps. Das bedeutet: Der Einlöseprozess ist für Ärzt:innen sowie Patient:innen bisher nicht selbsterklärend und erfordert mehrere zusätzliche Schritte.
„Das E-Rezept ist ein wichtiger Baustein für moderne Versorgung. Gerade deshalb müssen wir jetzt ehrlich auf die Pilotergebnisse schauen und den Prozess so weiterentwickeln, dass Patientinnen
und Patienten ohne Hürden in ihre digitale Therapie kommen“, sagt Dr. med. Christoph Twesten, Vorstand des SVDGV. „Dafür braucht es vor einem Rollout eine gemeinsame Nachsteuerung –
patientenorientiert, ohne Medienbrüche und praktikabel für die Versorgung.“
Der Verband hat bereits im Juli 2024 eine praxistaugliche Alternative vorgelegt und setzt sich für einen patientenzentrierten, niedrigschwelligen und barrierefreien Prozess ein, der den Zugang
zur DiGA-Versorgung sicherstellt und zugleich administrative Belastungen in Arztpraxen reduziert. Ziel ist, dass Patient:innen ihre DiGA direkt nach der Verordnung ohne zusätzliche papierbasierte
Umwege oder manuelle Zwischenschritte beginnen können.
Neben den Versorgungsfolgen sieht der SVDGV auch insbesondere wirtschaftliche Risiken. DiGA sind international ein Vorreiterkonzept „made in Germany“, das inzwischen auch in anderen Ländern aufgegriffen wird. DiGA werden überwiegend von innovationsgetriebenen kleinen und mittleren Unternehmen entwickelt, die pro Zulassung Millionenbeträge investieren und hohe laufende Fixkosten tragen. Eine bundesweite Einführung mit Einlösequoten auf Pilotniveau würde die wirtschaftliche Grundlage der gesamten Branche gefährden und damit zugleich einen international anerkannten deutschen Innovationsbereich schwächen.
Der SVDGV empfiehlt, den geplanten bundesweiten Rollout im ersten Halbjahr 2026 in der jetzigen Form auszusetzen und den Einlöseprozess vorab zu überarbeiten. Zugleich betont der Verband
seine Dialogbereitschaft und setzt auf einen engen Schulterschluss mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren, um gemeinsam eine patientenzentrierte und zukunftsweisende Lösung zu erarbeiten.
