Während sich die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) mit einer Mehrheit von 86 Prozent für eine Verschmelzung mit dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ausgesprochen hatten, scheiterte die Fusion an der notwendigen Zustimmung der BPI-Delegierten. Nur 63 Prozent Ja-Stimmen reichten nicht aus, das Quorum lag bei 75 Prozent. Ein ebenfalls enttäuschter Hans-Georg Feldmeier, Vorstandsvorsitzender des BPI, trat zurück und Oliver Kirst, Geschäftsführer bei Servier Deutschland, übernahm. 

Vertrauensbeweis 

Jörg Wieczorek vom BAH interpretierte „das klare Votum unserer Mitgliedsunternehmen für eine Stärkung und Weiterentwicklung der Interessensvertretung für die pharmazeutische Industrie“ als „eindeutigen Vertrauensbeweis für unseren Kurs als Vorstand“. Man sehe darin den klaren Auftrag, diesen zum Ziel zu führen und hierzu werde man auch mit dem BPI im Gespräch bleiben. Zielführung ja – aber ohne den BPI, wie jetzt mit der erklärten Neuausrichtung als „Pharma Deutschland“ und der angestrebten Rolle als „Leitverband im Gesundheitssektor“ deutlich wird. „Der neue Name ‚Pharma Deutschland‘ steht für eine starke und umfassende Repräsentation aller Arzneimittel-Hersteller in diesem Land“, postuliert Wieczorek.

■ Wirksame EU-Präsenz 

Die konsequente Stärkung der Kernkompetenzen, ein herausragender Service für die Mitglieder sowie das Erschließen zusätzlicher Kompetenzfelder sollen den BAH als Verband noch attraktiver machen. Zudem will der Verband unverzüglich Landesverbände implementieren. Auch auf europäischer Ebene soll es eine stärkere Interessenvertretung geben: „Für ein zukunftsorientiertes und effizientes Gesundheitswesen in Deutschland ist eine wirksame Präsenz in der EU von entscheidender Bedeutung“, so Wieczorek. Hier werde „Pharma Deutschland“ eine maßgebliche Rolle spielen.
Die Themenfelder Innovation, Forschung und Market Access sollen zudem in den Fokus rücken. Eine Erweiterung des Vorstands auf 20 Mitglieder und eine intensivierte Ausschussarbeit sollen das Know-how neuer Mitgliedsunternehmen in die Verbandsarbeit integrieren. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 14. März 2024 sollen Satzung und Beitragsordnung angepasst und abgestimmt werden.

„Inmitten turbulenter Zeiten ist eine kluge Gesundheitspolitik für eine stabile Arzneimittelversorgung von entscheidender Bedeutung. Dafür bedarf es eines starken Industriepartners, der alle Hersteller in Deutschland vertritt“, so der BAH. „Der anhaltende Zustrom neuer Mitglieder unterstreicht unseren Auftrag, die Schlüsselindustrie für Wachstum und Wohlstand in Deutschland auf nationaler und europäischer Ebene zu repräsentieren.“ 

„Die jüngsten Vorhaben beim BAH haben wir zur Kenntnis genommen“, teilte der BPI auf Nachfrage mit. „Das was der BAH gerade versucht aufzubauen, ist seit vielen Jahren im BPI gelebte Praxis. Wir haben ein funktionierendes Netzwerk von engagierten Landesverbänden. Unsere Stimme findet Gehör in Berlin und Brüssel, was die gerade verabschiedete Pharmastrategie belegt. Unser Fokus liegt darauf, den Pharmastandort konkret voranzubringen.“