samedi veröffentlicht „Digitalisierungsreport 2019"

21.01.2020 16:19
samedi hat gemeinsam mit Splendid Research 1.009 Deutsche mit gesetzlicher Krankenversicherung zum Status Quo der Digitalisierung in Arztpraxen befragt. Ergebnis: Patientenwunsch und Praxiswirklichkeit liegen dabei oft auseinander.

Auf Patientenseite kommen den Ergebnissen zufolge digitale Angebote schrittweise an: 35 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen die Online-Terminbuchung, 34 Prozent suchen online nach ihrem Arzt und jeder Vierte lässt sich per E-Mail oder SMS an den Arztbesuch erinnern. Immerhin 15 Prozent nutzen Gesundheits-Apps. Fazit: Viele Deutsche zeigen sich dem neuen Angebot gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen. 

Das Digitalisierungspotenzial im deutschen Gesundheitswesen sei jedoch noch lange nicht ausgeschöpft: Nur 5 Prozent der Befragten kamen bislang in den Genuss einer digitalen Patientenakte, lediglich 3 Prozent haben beim Arzt schon einmal einen Self Check-in genutzt oder, ebenfalls 3 Prozent, ihren digitalen Impfpass „vorgelegt“. Häufige Ursache: Arztpraxen und Kliniken bieten derartige Services noch nicht an. Zum Leidwesen beider Seiten: Denn all diese Lösungen könnten lästige Wartezeiten verkürzen, den Therapieerfolg steigern und Misskommunikation vermeiden.

Da nicht jede Praxis die Online-Terminbuchung überhaupt anbiete, buche mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ihre Termine nur selten online. Das Angebot komme der Nachfrage nach Online-Terminen nicht hinterher: Ganze 74 Prozent der Patienten gaben an, dass Ärzte diesen Service zu selten offerierten. Der Patient namens Arztpraxis benötige noch digitale Therapie.

Ein ähnliches Bild zeichne sich beim Teilen digitaler Gesundheitsdaten: Ganze 86 Prozent der Befragten gaben an, sie würden durchaus Gesundheitsdaten mit ihren Ärzten teilen. Doch für Nutzer von Gesundheitsapps heiße es oftmals: „Kein Anschluss unter dieser App“. 37 Prozent der teilungswilligen Nutzer unter den Befragten gaben an, ihr Doktor könne diese Daten leider gar nicht digital entgegennehmen. Hier schlummere verborgenes Potential, um Abläufe zu beschleunigen und ein ganzheitliches Gesundheitsbild zu gewinnen. Es seien sichere Schnittstellenanbieter gefragt, um diese Lücke zum Wohle der Patienten und Praxen zu füllen.

Grundsätzlich sei die Wunschliste der deutschen Patienten aber gar nicht so Hightech, wie zuweilen angenommen. 73 Prozent würden ihre Termine online buchen, sofern dies digital möglich wäre. 60 Prozent freuen sich über Terminerinnerung via E-Mail oder SMS. Und auch bei den 33 Prozent, die sich Gesundheitsapps wünschen, stehen praktische Alltagshelfer wie ein Diabetiker Tagebuch (24 Prozent) an erster Stelle. Die Angst, vieler Praxen, dass Digitalisierung gleich hochkomplex daherkommt, sei somit unbegründet.

Ernst nehmen solle man hingegen die Ängste der Deutschen, wenn es um die Datenhoheit ihrer Gesundheitsdaten geht, meinen die Studienautoren. 87 Prozent der Befragten fordern ein, selbst über ihre persönlichen Daten bestimmen zu können. 65 Prozent äußerten Angst vor Datenmissbrauch und 50 Prozent fürchten sich davor, zum „gläsernen Patienten“ zu werden. Die Versicherten sind sich uneinig, ob derzeit genug für den Datenschutz getan wird. Für das Gesundheitswesen bedeutet dies, auf sichere und etablierte Technologie-Anbieter zu setzen. Für Software-Entwickler ergibt sich im Umkehrschluss die Aufgabe noch besser über die Sicherheit und Vorteile ihrer Lösungen aufzuklären.

Die Deutschen sind zufrieden mit dem Arztbesuch, warten aber zu lange auf ihn

Grundsätzlich zeichne sich ein positives Bild zwischen Patienten und Arztpraxis. 83 Prozent sind mit der Freundlichkeit ihres Arztes oder ihrer Ärztin zufrieden, 81 Prozent lobten die fachliche Kompetenz und 75 Prozent empfinden auch die Behandlungszeit als angemessen. Auch das Personal wird als freundlich (78 Prozent) und kompetent (76 Prozent) bewertet.

Die Wartezeiten fallen nicht ganz so schlimm aus, wie befürchtet: 37 Prozent der Patienten warteten zwischen 30 bis 60 Minuten, bis es hieß: „Der Nächste bitte!“. Damit war eine knappe Mehrheit von 55 Prozent zufrieden. Vergleiche man diesen Wert jedoch mit der durchaus hohen Zufriedenheit bei den anderen abgefragten Faktoren, werde klar, dass bei der Wartezeit besonders starkes Optimierungspotential schlummert. Die Einführung von Online-Terminvergabe und besseren Planungstools für die Praxen hälfen hierbei schnell und unkompliziert dem Ansturm und der Wartezeit Herr zu werden.

Der vollständige „Digitalisierungsreport 2019: Der digitale Patient im deutschen Gesundheitswesen“ kann hier heruntergeladen werden.

Hintergrund zur Studie:
In der vorliegenden Studie wurden 1.009 Deutsche zur Digitalisierung im Gesundheitswesen befragt. Als Untersuchungsgegenstand dienten unterschiedliche Fragestellungen rund um das Thema „Digitalisierung im Gesundheitswesen“. Die Stichprobe umfasste n=1.009 Deutschen mit gesetzlicher Krankenversicherung im Alter von 18 bis über 70 Jahren und wohnhaft in Städten mit mindestens 100.000 Einwohnern. Die Datenerhebung fand in der Zeit vom 20.08.2019 – 26.08.2019 statt, somit betrug der Befragungszeitraum eine Woche. Aufgrund der besseren Lesbarkeit wurden Prozentwerte gerundet. Bei der Summierung der Teilergebnisse kann es dadurch in Einzelfällen zur Abweichung von 100 Prozent kommen. Für die Studie wurde die Methode einer Online-Umfrage unter den in Deutschland lebenden Personen mit gesetzlicher Krankenversicherung von 18 bis über 70 Jahren herangezogen. Die Studie wurde im Auftrag der samedi GmbH von dem Marktforschungsinstitut Splendid Research durchgeführt.

Editorial

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